Was haben Sie studiert – und wo?
Ich habe zunächst Humanmedizin an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München studiert, anschließend Zahnmedizin an der LMU. Gerade schließe ich zudem meinen Master of Health and Business Administration an der FAU Nürnberg-Erlangen ab.
Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?
Meine Weiterbildung zum Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen habe ich an der TU München unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Klaus-Dietrich Wolff absolviert. Dort war ich zuletzt stellvertretender Klinikdirektor, bevor ich im November 2024 nach Leipzig berufen wurde.
Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?
Mich begeistert die Möglichkeit, Patient:innen mit schweren Defekten im Kiefer- und Gesichtsbereich – etwa nach Tumoreingriffen oder Unfällen – durch modernste rekonstruktive Methoden wieder eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Dabei greifen wir auf eine ganze Palette technischer Hilfsmittel zurück, zum Beispiel Computerplanung, 3D-Druck, Navigation und Virtual Reality. Besonders reizvoll finde ich es, dass wir „Digital Natives“ die computergestützte OP-Planung von Anfang bis Ende selbst in der Hand haben. Auf diese Weise können wir unsere Erfahrungen rasch vertiefen und unsere Erkenntnisse schnell in die alltägliche Praxis übertragen, um unseren Patient:innen die bestmögliche Behandlung bieten zu können.
Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?
Ich möchte die bisherigen Planungsprozesse bei komplexen Kiefer- und Gesichtsoperationen flexibler und schneller gestalten. Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realität sollen zum Einsatz kommen, um flexiblere Planungstools zu entwickeln – ohne auf die hohe Präzision aktueller Technologien verzichten zu müssen. Mein zentrales Anliegen ist es, dass Menschen mit Fehlbildungen oder nach Tumorerkrankungen funktionell und ästhetisch so versorgt werden, dass sie wieder am sozialen Leben teilhaben können. Dabei profitieren wir hier in Leipzig von idealen Voraussetzungen: Das Zentrum für roboterassistierte und navigierte Chirurgie, das Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) und die sehr erfahrenen Kolleg:innen der Zahnklinik im Bereich der 3D-Planung bieten eine hervorragende Infrastruktur.
Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?
Mir ist eine hervorragende, praxisnahe Ausbildung der Studierenden wichtig. Der nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog bringt neben Herausforderungen auch viele sinnvolle Veränderungen mit sich, etwa kleinere Lerngruppen und transparente Prüfungen. Ich möchte die hohe Qualität des Leipziger „SkillsLabs“ als eines der derzeit modernsten zahnärztlichen Ausbildungsstätten Europas weiter stärken. Auch in der Lehre sollen moderne Technologien zum Einsatz kommen: So können Virtual-Reality-Anwendungen komplexe anatomische Strukturen realitätsnah abbilden und Studierende mit präzisen 3D-Modellen unterstützen. Insbesondere im Bereich der chirurgischen Ausbildung ermöglicht der 3D-Druck lebensechte Simulationen, damit Studierende ihre Fähigkeiten vorab in einem geschützten Umfeld trainieren können. Dadurch lassen sich sowohl das praktische Können als auch das Verständnis für komplexe Eingriffe erheblich steigern. Außerdem plane ich einen speziellen Mikrochirurgie-Nahtkurs für Zahn- und Humanmedizinstudierende – ganz nach dem Vorbild erfolgreicher Kurse in München, die ich dort jahrelang betreut habe. Wichtig ist mir dabei, dass unsere angehenden Ärzt:innen und Zahnärzt:innen so ausgebildet werden, dass sie sich auch in ländlichen Regionen sicher und selbstbewusst niederlassen können.
Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“
…ein Ort mit einer beeindruckenden Tradition, an dem Fachabteilungen eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten – und zugleich eine ideale Spielwiese für technikbegeisterte Akademiker:innen.
Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Ich wünsche mir, dass wir Menschen erkennen, wie wichtig es ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nie zuvor hatten wir so viele große Herausforderungen gleichzeitig – Klima, Pandemien, Konflikte – aber auch nie zuvor standen uns derartige technische Möglichkeiten zur Zusammenarbeit wie das Internet, Künstliche Intelligenz und vielleicht bald Quantencomputer zur Verfügung. Mein Herzenswunsch ist, dass wir diese gewaltigen Chancen nutzen, um gemeinsam Lösungen für eine gesündere, friedlichere und nachhaltigere Welt zu finden. Persönlich hoffe ich, dass die Entwicklung moderner Technologien voranschreitet und uns in der Chirurgie helfen, schwere Fehlbildungen oder Tumorleiden noch besser zu behandeln.
Welche Hobbys haben Sie?
Gemeinsam mit meiner Frau erkunde ich gerne die Welt. Zuhause bin ich am liebsten in der Natur unterwegs und verbringe Zeit in den Bergen oder beim Wandern in der Sächsischen Schweiz. Dabei darf unser Hund nicht fehlen. Außerdem gibt es in Leipzig zahlreiche Flüsse und Seen, die ich mit einem Kanu erkunden möchte.
Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?
Ich versuche in schwierigen Situationen stets den Blick nach vorn zu richten und mir die Frage zu stellen: Was kann ich jetzt tun, um eine gute Lösung zu finden? Eine Prise Humor hilft mir auch oft.
Verraten Sie uns bitte noch wann und wo Sie geboren sind?
Ich bin in München geboren und im Chiemgau aufgewachsen.
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