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Archäologie und Frühgeschichte waren für die Leipziger Alumna Dr. Karina Iwe schon als Jugendliche eine große Leidenschaft. Ihr Spezialgebiet, Reiternomaden der Eisenzeit, führte sie in ferne Gefilde. Ihr fundiertes Fachwissen und ihre Erfahrung bringt sie in Museen und bei Vorträgen ein, um die Vergangenheit heutigen Besucher:innen anschaulich zu vermitteln. Seit August 2024 ist sie Museumsleiterin von Schloss Klippenstein in Radeberg.

Soweit sie zurückdenken kann, war Karina Iwe klar, dass sie Archäologin werden wollte. „Während meines Schülerpraktikums in der 9. Klasse wusch und beschriftete ich Keramik-Fundstücke im Hof des damals noch nicht wiederaufgebauten Cosel-Palais in Dresden“, erinnert sie sich. Wohlmeinenden elterlichen Warnungen zum Trotz – solle es doch nicht lieber Informatik sein? – schrieb sie sich für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Leipzig ein – gleich mit Klassischer Archäologie und Alter Geschichte in den Nebenfächern. „Ich musste doch etwas machen, was mich wirklich interessierte“, war sie überzeugt. Ihr gesamtes Grundstudium des damaligen Magisterstudienganges absolvierte Karina Iwe von 2002 bis 2005 an der Universität Leipzig. „Es war eine sehr prägende Zeit, und ich bin sehr dankbar, dass es diesen einzigen Archäologie-Lehrstuhl in Sachsen gibt“, so die Archäologin. Heute engagiert sie sich im Alumni-Netzwerk und begleitet einen Philosophie-Studenten im Mentoring-Programm. „Ehrlich gesagt, profitiere ich ja auch davon“, sagt sie. 

Im Boden den Zauber des Alltags entdecken

Für ihr Hauptstudium wechselte sie an die Freie Universität Berlin und ging mit dem Erasmus-Programm zwischenzeitlich für zwei Semester nach Irland. „Das Besondere war, dass ich in Dublin neben dem Studium auch weitere Grabungserfahrung sammeln konnte: An einem Nebenarm der Liffey gruben wir intakte Fischreusen aus vergangenen Zeiten aus“, erinnert sie sich. Zwar sei dies nicht „die große Menschheitsstätte gewesen, sondern Alltagsgeschehen“, doch auch dieses übe eine besondere Faszination aus, die Vergangenheit und Gegenwart verbinde. „Archäologie kann man gar nicht losgelöst von der Gegenwart erzählen“, erläutert sie. „Denn Sesshaftigkeit, auch Gewalt, Innovation, und selbst Mobiliar oder auch Sexualität sind Themen, die es auch noch heute gibt.“ Es gelte immer, die Vergangenheit aus der Gegenwart heraus anhand lebendiger Geschichten verständlich zu machen, sonst „verliert man die Verbindung zu den Leuten“, so die erfahrene Museumskuratorin. 

Forschung oder Museum?

Bereits nach ihrem Magisterabschluss stellte sich die Frage, ob sie nicht gleich in den Museumsbereich wechseln solle. „Ich sah Stellenausschreibungen, die eine Promotion voraussetzten und so entschied ich mich für eine Dissertation und ging nach Kiel.“ Mit einem Forschungsstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) durchreiste die Doktorandin für ein halbes Jahr den eurasischen Steppengürtel auf den Spuren der Reiternomaden der Eisenzeit – ihr Dissertationsthema, das sie bis heute begeistert. „Die Menschen damals waren gar nicht so anders als wir. Die Reiternomaden nutzten verzierte Waffen und besserten ihre Hosen aus, wie wir aus Grabfunden wissen“, sagt die Prähistorikerin. „Sie hatten ihre Vorstellungen vom Jenseits, und auch Frauen waren tätowiert.“ 

Nachfolgende Reisen mit Museumsaufenthalten führten Dr. Karina Iwe nach Japan und Georgien, wo sie Ausstellungen mit den lokalen Teams umsetzte und die damit verbundenen Themen für die Öffentlichkeit zugänglich machte. 

Dr. Karina Iwe studierte von 2002 bis 2009 Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte an den Universitäten in Leipzig, Berlin und Dublin. Sie arbeitet im nationalen und internationalen Museumsbereich. Die Alumna engagiert sich als Mentorin im Mentoring-Programm des Career Service und begeisterte im Herbst 2024 auch die jüngsten „Studierenden“ im Rahmen der Kinderuni mit ihrem Vortrag zu „Von Reiternomaden der Eisenzeit zu digitalen Fälschungen von heute“.

Dramatik statt Langeweile

Dass der Arbeitsalltag einer Museumsschaffenden auch unfreiwillig dramatisch sein kann, zeigte sich 2022 zum Ausbruch des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. „Zu der Zeit war ich Kuratorin am Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz“, erinnert sie sich. „Ende März wollten wir die Sonderausstellung ‚Chic! Schmuck. Macht. Leute‘ eröffnen. Wir erwarteten aus Sibirien die Mumie eines jung gestorbenen Kriegers aus der Eisenzeit, überliefert mit Kleidung, Tätowierungen, Schmuck, Kopfbedeckung und Grabbeigaben.“ Doch das russische Kultusministerium erteilte über Nacht nicht mehr die Ausfuhrgenehmigung. Innerhalb kurzer Zeit musste alles umgeplant werden. „Anhand von 3D-Daten, die uns die russischen Kolleginnen und Kollegen noch übermitteln konnten, gelang es uns, das Bild der Mumie zumindest zu projizieren“, sagt Dr. Karina Iwe. „Uns war es zudem wichtig, in der Ausstellung auf das Leid des Kriegs und die Auswirkungen aufmerksam zu machen, nicht nur auf das menschliche Leid in der Ukraine, sondern auch im länderübergreifenden Kulturbereich.“ Doch auch der Klimawandel stelle eine große Gefahr dar, besonders für Grabungsstätten, die bisher im Permafrost verborgen seien.  

Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen

Von Chemnitz wechselte sie dann im Herbst 2022 wieder nach Dresden in ihre Geburtsstadt:  An der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) war sie Ausstellungs- und Museumsmanagerin des Buchmuseums. Unter ihrer Ägide entstand etwa mit dem Kurator:innenteam die derzeit noch bis Mai geöffnete Ausstellung zur Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen in St. Marienthal

Lokale Kultur auf Schloss Klippenstein

Seit August 2024 ist sie nun die Leiterin des Museums Schloss Klippenstein. „Mich freut, hier lokale Kulturarbeit mit meinem tollen Team zu machen, ich möchte zudem Menschen aus Radeberg und der Region für das Schloss und seine Sammlungen begeistern“, sagt die „Schlossherrin“. Dieses wurde von Wettinern im 16. Jahrhundert von einer mittelalterlichen Burg zum Jagdschloss umgebaut. Die circa 30.000 Objekte umfassende Sammlung erzählt Geschichten unter anderem über das Gebäude, die Radeberger Industrie- und Stadtgeschichte sowie über den Radeberger Malerchronisten Karl Stanka. Wechselausstellungen sind ebenfalls zu besichtigen.

Alumni-Netzwerk

Verbunden bleiben – Wissen weitergeben – Zukunft mitgestalten. Unter diesem Motto steht das Alumni-Netzwerk LEIPZIG ALUMNI. Alumnae und Alumni haben an unserer Alma mater studiert und damit auch ihre Geschichte miterlebt und mitgestaltet – wir laden sie daher ein, mit uns in Kontakt zu bleiben und das Leben an unserer Universität Leipzig aktiv zu begleiten!

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