Soweit sie zurückdenken kann, war Karina Iwe klar, dass sie Archäologin werden wollte. „Während meines Schülerpraktikums in der 9. Klasse wusch und beschriftete ich Keramik-Fundstücke im Hof des damals noch nicht wiederaufgebauten Cosel-Palais in Dresden“, erinnert sie sich. Wohlmeinenden elterlichen Warnungen zum Trotz – solle es doch nicht lieber Informatik sein? – schrieb sie sich für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Leipzig ein – gleich mit Klassischer Archäologie und Alter Geschichte in den Nebenfächern. „Ich musste doch etwas machen, was mich wirklich interessierte“, war sie überzeugt. Ihr gesamtes Grundstudium des damaligen Magisterstudienganges absolvierte Karina Iwe von 2002 bis 2005 an der Universität Leipzig. „Es war eine sehr prägende Zeit, und ich bin sehr dankbar, dass es diesen einzigen Archäologie-Lehrstuhl in Sachsen gibt“, so die Archäologin. Heute engagiert sie sich im Alumni-Netzwerk und begleitet einen Philosophie-Studenten im Mentoring-Programm. „Ehrlich gesagt, profitiere ich ja auch davon“, sagt sie.
Im Boden den Zauber des Alltags entdecken
Für ihr Hauptstudium wechselte sie an die Freie Universität Berlin und ging mit dem Erasmus-Programm zwischenzeitlich für zwei Semester nach Irland. „Das Besondere war, dass ich in Dublin neben dem Studium auch weitere Grabungserfahrung sammeln konnte: An einem Nebenarm der Liffey gruben wir intakte Fischreusen aus vergangenen Zeiten aus“, erinnert sie sich. Zwar sei dies nicht „die große Menschheitsstätte gewesen, sondern Alltagsgeschehen“, doch auch dieses übe eine besondere Faszination aus, die Vergangenheit und Gegenwart verbinde. „Archäologie kann man gar nicht losgelöst von der Gegenwart erzählen“, erläutert sie. „Denn Sesshaftigkeit, auch Gewalt, Innovation, und selbst Mobiliar oder auch Sexualität sind Themen, die es auch noch heute gibt.“ Es gelte immer, die Vergangenheit aus der Gegenwart heraus anhand lebendiger Geschichten verständlich zu machen, sonst „verliert man die Verbindung zu den Leuten“, so die erfahrene Museumskuratorin.
Forschung oder Museum?
Bereits nach ihrem Magisterabschluss stellte sich die Frage, ob sie nicht gleich in den Museumsbereich wechseln solle. „Ich sah Stellenausschreibungen, die eine Promotion voraussetzten und so entschied ich mich für eine Dissertation und ging nach Kiel.“ Mit einem Forschungsstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) durchreiste die Doktorandin für ein halbes Jahr den eurasischen Steppengürtel auf den Spuren der Reiternomaden der Eisenzeit – ihr Dissertationsthema, das sie bis heute begeistert. „Die Menschen damals waren gar nicht so anders als wir. Die Reiternomaden nutzten verzierte Waffen und besserten ihre Hosen aus, wie wir aus Grabfunden wissen“, sagt die Prähistorikerin. „Sie hatten ihre Vorstellungen vom Jenseits, und auch Frauen waren tätowiert.“
Nachfolgende Reisen mit Museumsaufenthalten führten Dr. Karina Iwe nach Japan und Georgien, wo sie Ausstellungen mit den lokalen Teams umsetzte und die damit verbundenen Themen für die Öffentlichkeit zugänglich machte.
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